Volksstimme, 24. Dezember 2008
LeserbriefBetr.: Überfall in Gerwisch
Die Entscheidung des Amtsgerichtes in Burg über die rechtsextremen Schläger
von Gerwisch macht mich ratlos. Was ist passiert, dass die 5 Neonazis mit drei
Freisprüchen und zwei Geldstrafen davon gekommen sind? Warum ist der Prozess
erst nach gut zwei Jahren erfolgt? Warum haben die Polizeibeamten am Tatabend
gezögert und geschlampt? Warum hat diese Behinderung der Tataufklärung
keine dienstrechtlichen Folgen für die Beamten? Wie kommt der Richter auf die
Idee, dass es sich hier um eine Auseinandersetzung rivalisierender Jugendgruppen
handele? Warum wurde die Taktik der Täter, sich als Unschuldslämmer oder
reuige Sünder aufzuspielen, die nichts mit dem Rechtsextremismus zu tun
hätten, nicht härter entgegengetreten? Müsste nicht das Gericht
stutzig werden, dass der Landesvorsitzende der DVU einen der Täter verteidigt?
Eines steht fest, der Ausgang des Prozesses muss die Schläger der
rechtsextremen Szene ermutigen, ihre Gewaltbereitschaft gegen die alternative
Jugendszene und gegen Migranten auszuleben. Wenn die Justiz mit dem Feinden des
Rechtsstaates so behutsam umgeht, wie in diesem Fall, frage ich mich, was noch
passieren muss, bis diese endlich ihre Grenzen merkbar und deutlich aufgezeigt bekommen.
Mir liegt es fern, pauschale Polizei- und Justizschelte auszuteilen. Aber ich muss
in diesem konkreten Fall beide fragen, was ist passiert, dass so eklatant an den
Fakten vorbei entschieden worden ist. Ist das ein unglückliches Zusammentreffen
von Umständen oder ist es Unfähigkeit oder ist es gar Absicht, was hier
zu besichtigen ist?
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